Ein Kind braucht Vater und Mutter.
Homo-Ehe? Adoptionsrecht für alle? Was kommt als nächstes? Das Recht jedes Menschen, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält?
Über viele Jahrzehnte haben Lesben und Schwule in Deutschland wie auf der ganzen Welt für ihre Rechte gekämpft – dazu gehören auch die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Seit Sommer 2017 scheint dieses Ziel einen großen Schritt näher: Bundestag und Bundesrat stimmten endlich dem „Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ zu, welches die Ehe komplett für Lesben und Schwule öffnet.
Bis dato gab es für sie nur die Möglichkeit, eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen (und das erst seit 2001): Nicht nur durch den Namen wurde hier eine deutliche Unterscheidung getroffen, welche suggerierte, dass die Liebe von gleichgeschlechtlichen Paaren weniger wert sei als die von heterosexuellen.
Hinzu kommt: Eingetragene Lebenspartner*innen dürfen ein Kind nicht gemeinsam adoptieren. Ein beliebtes „Argument“ gegen dieses Adoptionsrecht lautet, dass ein Kind Vater und Mutter brauche, um gut aufzuwachsen – was dieses Vorurteil für alleinerziehende Elternteile bedeutet, lässt man geflissentlich unter den Tisch fallen … Zudem würden gleichgeschlechtliche Eltern das Kindeswohl gefährden – untermauert wird diese Ansicht aber nicht. Stattdessen müssen wahlweise Bibelstellen, ein „diffuses Bauchgefühl“ oder Sigmund Freud herhalten.
Aber stimmt das denn? Weltweit ist diese Frage tatsächlich Gegenstand unterschiedlicher wissenschaftlicher Studien gewesen. So untersuchten etwa Forscher*innen der New Yorker Columbia Law School, ob sich Kinder mit schwulen oder lesbischen Eltern anders entwickeln als Kinder aus heterosexuellen Partnerschaften. Ergebnis ihrer Meta-Analyse: 72 Studien belegten, dass es keinen Unterschied gibt. Ähnlich lautet auch das Fazit einer niederländischen Studie, die noch ein weiteres Detail ergab: Viel wichtiger als die Lebensweise der Eltern ist die gesellschaftliche Akzeptanz der so genannten „Regenbogenfamilien“ für die Entwicklung der Kinder.
Mit anderen Worten: Werden Kinder gleichgeschlechtlicher Paare akzeptiert und respektiert, gibt es keinen Grund zur Sorge. Doch auch ohne wissenschaftliche Unterstützung dürfte klar sein, dass Kinder vor allem Liebe brauchen. Das sieht die Mehrheit in Deutschland übrigens auch so. Denn mehr als 75 Prozent finden es gut, dass es schwulen und lesbischen Paaren genauso wie heterosexuellen Paaren erlaubt ist, gemeinsam Kinder zu adoptieren.
Für viele Menschen mögen Ehe und Familie zu den essentiellen Bestandteilen unserer Gesellschaft gehören – gerade für sie sollte es doch dann umso begrüßenswerter sein, wenn eben auch LSBTI diese Lebensmodelle leben können.
Mehr Informationen
- LSVD-Projekt Regenbogenfamilien
- LSVD-Projekt „Beratungskompetenz zu Regenbogenfamilien“
- LSVD-Beratungsführer: Regenbogenfamilien – Alltäglich und doch anders. Beratungsführer für lesbische Mütter, schwule Väter und familienbezogene Fachkräfte.
- Rupp, Marina (Hrsg.) (2009): Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften
- Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts // LSVD e.V.
- Die Ehe für alle: Eine Chronik // LSVD e.V.
- What does the scholarly research say about the wellbeing of children with gay or lesbian parents? // Columbia Law School
- Dutch adolescents from lesbian-parent families (PDF) // National Longitudinal Lesbian Family Study
- Gleiches Recht für jede Liebe – Themenjahr für sexuelle Vielfalt (PDF) // Antidiskriminierungsstelle des Bundes