Stimmt nicht, ich habe lange mit Gott geredet und er meinte, für ihn sei es gleich, ob jemand homo- oder heterosexuell ist. Manche mögen jetzt sagen: „Moment mal! Wie kannst Du es wagen, im Namen Gottes zu sprechen!“ Ja genau: Und in wessen Namen sprichst Du?

Selbst für religiöse Menschen kann diese Aussage mit einigem Nachdenken kein Gewicht haben. Wer etwa mit der Bibel argumentiert, müsste dann auch zahlreiche andere Proklamationen aus der Bibel („Iss keine Schalentiere“, „Heirate die Witwe deines toten Bruders“, „Berühre keine Frau, die ihre Tage hat“) für Sünden und Gebote halten, die entsprechend bestraft werden sollten. In der Regel wird das dann nicht so eng gesehen.

Religiös-begründete Sexualmoral und -politiken richten sich oft auch nicht nur gegen LSBTI*, sondern auch gegen die Selbstbestimmung von Frauen oder heterosexuellen Paaren – etwa wenn auf die Jungfräulichkeit der Frau bestanden wird, Sexualität vor der Ehe oder Verhütungsmittel tabu sind oder sexuelle Gewalt dadurch legitimiert werden soll, dass das oftmals weibliche Opfer zu aufreizend gekleidet gewesen sei.

In allen Religionen gibt es eine Diskussion darüber, ob bestimmte Schriften und Gebote sich auf homosexuelle Handlungen beziehen und sie verdammen (oder nicht) sowie die unterschiedlichsten Antworten darauf. Es gibt viele Gläubige, die im Namen ihrer Religion Lesben und Schwule dämonisieren und eine Bestrafung befürworten. Es gibt aber auch viele Gläubige, die ihren Glauben sehr wohl mit der Akzeptanz von Vielfalt vereinbaren können. Glauben die dann nicht richtig? Sind das keine echten religiösen Menschen? Das zu beurteilen wäre ziemlich anmaßend.

In allen Weltreligionen – sei es nun Christentum oder Judentum, Islam oder Hinduismus – organisieren sich mittlerweile auch LSBTI* in eigenen queeren Gruppen oder Verbänden. Homosexualität und Glaube sind also durchaus miteinander vereinbar. So erklärte zum Beispiel Nushin Atmaca vom Liberal-Islamischen Bund: „Die Liebe, die zwischen homosexuellen Partner*innen entstehen kann, sehen wir genauso wie die Liebe zwischen heterosexuellen Partner*innen als ein Zeichen Gottes, als Ausdruck seiner Liebe und Barmherzigkeit.“

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