Wenn Lesben und Schwule krank sind, dann lasst uns heute alle krank melden: „Hallo, kann heute nicht zur Arbeit kommen, bin immer noch homosexuell.“

Nein. Homosexualität war nie und ist keine Krankheit. Sie wurde aber früher oft so definiert – mit grausamen Folgen, wie zum Beispiel qualvollen Elektroschock-Therapien und anderen Foltermethoden für die vermeintlich „Kranken“.

Daneben gab es aber in der Menschheitsgeschichte auch immer wieder Zeiten und Gesellschaften, in denen gleichgeschlechtliches Begehren und Liebe als vollkommen okay galten. Auch Transgeschlechtlichkeit ist so alt wie die Menschheit selbst. Erst in der Moderne setzte sich dann gerade im Westen die Sicht von der „krankhaften“ homosexuellen Orientierung durch – Transgeschlechtlichkeit wird bis heute pathologisiert.

In den 1960er Jahren veränderten die Kämpfe von Schwulen, Lesben und Trans* in den USA und anderen Ländern für Gleichberechtigung und Antidiskriminierung die Situation – in den Wissenschaften aber auch in der öffentlichen Betrachtung. Im Ergebnis dieser Kämpfe erkannte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO ihren Fehler an. 1992 strich sie schließlich Homosexualität von der Liste der Krankheitsbilder.

Und dennoch gibt es immer noch obskure Angebote, die Homosexualität verurteilen und eine „Heilung“ versprechen: So behaupten etwa Vertreter*innen der so genannten Ex-Gay-Bewegung, eine homosexuelle in eine heterosexuelle Orientierung „umwandeln“ zu können. Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Denn was hier als Therapie verkauft wird, ist psychische Gewalt und richtet bei den derartig Behandelten oft schwere gesundheitliche Schäden an. In der Community „beyondexgay.com“ gibt es eindrückliche Erfahrungsberichte von Betroffenen, die erzählen, wie die Umpolungsprozeduren sie ihre seelische und körperliche Gesundheit, Freund*innen, Job und Geld gekostet haben.

Auch hierzulande sind die obskuren „Behandlungen“ mit den gleichen schlimmen Folgen zu finden. Eine Ahnung davon vermittelte die NDR-Reportage „Die Schwulenheiler“, in der sogar Ärzte gefunden wurden, die Homosexualität therapieren wollten. Immerhin: Nach der Veröffentlichung der Fernsehdokumentation zeigten sich die meisten Zuschauer*innen entsetzt bis fassungslos. Vor allem in den sozialen Medien hagelte es entsprechende Kommentare: Ein Facebook-User schreibt: „Ich bin hetero, werde hoffentlich einmal Kinder zeugen und eine kleine Familie haben. Und ich werde jeder Person, ob Pfarrer*in, Lehrer*in, oder sonst wem, jeglichen Umgang mit meinen Kindern verbieten, wenn diese Person behauptet, es sei krank oder abartig, schwul zu sein.“

Mehr Informationen