Genau wissen zu wollen, welche Genitalien jemand hat, kommt Dir nicht ein wenig verrückt vor?

Verrückt. Pervers. Abartig. Die Beschimpfungen, die Trans* Personen auch heute noch über sich ergehen lassen müssen, machen fassungslos. Eine Grundlage für den Hass ist auch die unglaubliche Tatsache, dass Transgeschlechtlichkeit nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Geschlechtsidentitäts- und damit als Persönlichkeitsstörung gilt. Verhängnisvoll für transgeschlechtliche Menschen.

Trans*-Vertretungen kämpfen schon lange dafür, die unselige WHO-Definition abzuschaffen – mit langsamem Erfolg: So definiert Dänemark seit Anfang 2017 Transgeschlechtlichkeit nicht mehr als psychische Krankheit. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Denn was Trans* Personen wirklich krank macht, sind Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt, die sie tagtäglich in Deutschland und weltweit erleben müssen. Was ist also verrückt daran, ohne Angst über die Straße gehen zu wollen?

Transgeschlechtlichkeit hat auch nichts mit sexueller Orientierung zu tun, wie noch einige Menschen glauben. Vielmehr sind Trans* Personen teilweise, nicht oder nicht immer mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht einverstanden. (Quelle: QUEER LEBEN). Damit passen sie für viele nicht in das vorherrschende Mann-Frau-Bild. Statt jedoch diese Vorstellungen von Geschlecht zu hinterfragen, werden Trans* Personen diskriminiert und ausgegrenzt. Trans* Personen brauchen Kraft, wenn sie sich entscheiden, in ihrem Identitätsgeschlecht zu leben und dafür etwa den juristischen und/oder medizinischen Weg gehen. Gleichzeitig sind sie nicht selten das Ziel besonders krasser Anfeindungen – Depressionen oder gar Suizid können das Ergebnis sein. Neben dieser bewussten Gewalt erleben Trans* Personen aber auch täglich Situationen, in denen ihre Geschlechtsidentität nicht anerkannt wird, sie sich erklären und rechtfertigen müssen.

Fragen wie „Und wie hießt Du bei Deiner Geburt?“ oder Formulierungen im Sinne von „War früher ein Mann/ eine Frau“ mögen nicht böse gemeint sein. Doch Menschen mit Trans*-Vergangenheit würden selber nie von einer Ver- oder Umwandlung sprechen. Sie machen lediglich sichtbar, was sie schon lange fühlen.

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