Trans* Personen sind verrückt

Genau wissen zu wollen, welche Genitalien jemand hat, kommt Dir nicht ein wenig verrückt vor?

Verrückt. Pervers. Abartig. Die Beschimpfungen, die Trans* Personen auch heute noch über sich ergehen lassen müssen, machen fassungslos. Eine Grundlage für den Hass ist auch die unglaubliche Tatsache, dass Transgeschlechtlichkeit nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Geschlechtsidentitäts- und damit als Persönlichkeitsstörung gilt. Verhängnisvoll für transgeschlechtliche Menschen.

Trans*-Vertretungen kämpfen schon lange dafür, die unselige WHO-Definition abzuschaffen – mit langsamem Erfolg: So definiert Dänemark seit Anfang 2017 Transgeschlechtlichkeit nicht mehr als psychische Krankheit. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Denn was Trans* Personen wirklich krank macht, sind Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt, die sie tagtäglich in Deutschland und weltweit erleben müssen. Was ist also verrückt daran, ohne Angst über die Straße gehen zu wollen?

Transgeschlechtlichkeit hat auch nichts mit sexueller Orientierung zu tun, wie noch einige Menschen glauben. Vielmehr sind Trans* Personen teilweise, nicht oder nicht immer mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht einverstanden. (Quelle: QUEER LEBEN). Damit passen sie für viele nicht in das vorherrschende Mann-Frau-Bild. Statt jedoch diese Vorstellungen von Geschlecht zu hinterfragen, werden Trans* Personen diskriminiert und ausgegrenzt. Trans* Personen brauchen Kraft, wenn sie sich entscheiden, in ihrem Identitätsgeschlecht zu leben und dafür etwa den juristischen und/oder medizinischen Weg gehen. Gleichzeitig sind sie nicht selten das Ziel besonders krasser Anfeindungen – Depressionen oder gar Suizid können das Ergebnis sein. Neben dieser bewussten Gewalt erleben Trans* Personen aber auch täglich Situationen, in denen ihre Geschlechtsidentität nicht anerkannt wird, sie sich erklären und rechtfertigen müssen.

Fragen wie „Und wie hießt Du bei Deiner Geburt?“ oder Formulierungen im Sinne von „War früher ein Mann/ eine Frau“ mögen nicht böse gemeint sein. Doch Menschen mit Trans*-Vergangenheit würden selber nie von einer Ver- oder Umwandlung sprechen. Sie machen lediglich sichtbar, was sie schon lange fühlen.


Man kann nicht einfach Geschlechter erfinden

Klar kann man Geschlechter erfinden. So wie Fluxkompensatoren und Bullshit-Detektoren.

Wenn es um Geschlechter geht, hält sich wohl nichts so hartnäckig wie die Vorstellung von zwei klar getrennten Seiten: Mann und Frau, hetero- und homosexuell, Yin und Yang – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Dabei gibt es eine Vielzahl an Geschlechtern. Und die Geschlechtsidentität sagt noch nichts über eine sexuelle Orientierung aus.

Sozial erwünscht und akzeptiert sind in der Regel nur die Kategorie „Mann“ oder „Frau“: alle Menschen sollen sich einer dieser beiden Kategorien zuordnen. Die, die das nicht können oder wollen, werden gesellschaftlich abgewertet. Egal, welchen Etiketten man hier begegnet: Es schwingt auch immer das Bild von starkem und schwachem Geschlecht mit, die erst gemeinsam ein funktionierendes Ganzes ergeben. Deswegen müssen sich gleichgeschlechtliche Menschen auch immer wieder die unsinnige Frage stellen lassen, wer in ihrer Beziehung eigentlich „Mann“ und wer „Frau“ ist.

Diese zwanghafte Dualität verursacht nicht nur viel Leid – sie ist auch überholt. Und das nicht erst seit gestern. In den 1920er Jahren sprach man – in bestimmten Subkulturen – (leider nicht im Mainstream) zum Beispiel von Geschlechtervielfalt. Im Nationalsozialismus verfestigte sich die Annahme von einer biologischen Zweiteilung, die bereits mit Beginn der Aufklärung zunehmend an Durchsetzungskraft gewann. Diese hält sich bei vielen noch heute, obwohl sie wissenschaftlich überholt ist.

So wird etwa das Geschlecht durch viele Faktoren geprägt, durch Chromosomen, Hormone, Geschlechtsorgane und das Erscheinungsbild, aber auch durch Erziehung, Rechtsprechung oder die eigene Zuordnung. Auf jeder dieser Ebenen gibt es verschiedene Ausprägungen; die Kombinationsmöglichkeiten sind zu vielfältig, als dass die Beschreibungen „männlich“ oder „weiblich“ genügen würden. Genauso möglich ist es, dass Menschen sich weigern, sich überhaupt ein entsprechendes Label aufkleben zu lassen – warum sollte das ein Problem sein? Und was ist mit intergeschlechtlichen Menschen, die sich weder genetisch, anatomisch noch hormonell dem einen oder anderen Geschlecht zuordnen können und das auch teilweise nicht wollen?

Die Schubladen, in die geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen gestopft werden sollen, sind überholt. Sie bilden einfach nicht die Realität ab, in der es ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Varianten gibt – cis, trans*, queer, straight, bi, pan oder inter sind nur eine Auswahl der verschiedenen Möglichkeiten der Kategorisierung – die sich eben nicht darin erschöpft, Menschen stumpf als „Mann“ oder „Frau“ zu bezeichnen und das war’s. Viel wichtiger aber: Ob und welcher Gruppe ich mich zugehörig fühle, sollte jede*r für sich selbst entscheiden können. Da muss niemand von außen mit einem Etikettenkleber kommen.


Lesben sind keine richtigen Frauen

Wenn man „Homophobie“ rückwärts buchstabiert, ergibt das „Eibohpomoh“ – das macht so viel Sinn wie Dein Vorurteil.

Lesben und Schwule sind Menschen – und Menschen sind vielfältig: Sie leben vielfältige Geschlechterrollen und geschlechtliche Identitäten. Aber das sind auch nicht alle Facetten, die uns Menschen als Individuen ausmachen. Dass man eben jene Orientierung oder Identität auf den ersten Blick erkennt, gehört ebenso in das Reich der Mythen wie die Aussage, es gebe keine schwulen Fußballspieler. Mit solchen Behauptungen wird wenig über die verschiedenen queeren Communities und viel über eigene überholte Geschlechterbilder verraten.

Und wer bestimmt eigentlich, was so ein richtiger Mann oder eine richtige Frau ist? Macht eine bestimmte Haarlänge weiblich oder eine bestimmte Muskulatur männlich? Die Vorstellungen, die zu dieser Frage herumgeistern, haben viel mit traditionellen Geschlechterrollen, aber wenig mit der Realität zu tun. Oftmals soll damit legitimiert werden, dass jemand was darf oder nicht darf, warum jemandem gleiche Rechte verwehrt bleiben.

So haben unsere Vorstellungen von Geschlecht, von Weiblichkeit und Männlichkeit immer noch viel Wirkkraft – auch für den Umgang mit Lesben und Schwulen: Je mehr sie den als richtig geltenden Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen desto eher bleiben sie im Alltag unbehelligt. Lesben, Schwulen und Trans*, denen man „es“ nicht ansieht, werden eher akzeptiert.

Wenn wir zum Beispiel an prominente und offen lesbisch lebende Frauen aus dem Fernsehen denken, dann gelten sie zwar als Paradebeispiel vermeintlicher Gleichberechtigung. Aber wären sie auch so erfolgreich, wenn sie mit ihrem Aussehen nicht den vorherrschenden Vorstellungen von Weiblichkeit oder der „richtigen Frau“ entsprechen würden? Das Gleiche trifft auf schwule Fußballer zu. Es ist kein Zufall, dass aktive Profi-Fußballer nicht über ihr Schwulsein offen sprechen können und wollen. Denn eine Fan- und Fußballkultur ist zutiefst mit eindeutigen Vorstellungen von Männlichkeit verbunden, die nicht kompatibel sind mit Homosexualität.

Homosexuellen- und Transfeindlichkeit sind eben auch Ausdruck zutiefst patriarchaler Muster, die unsere zweigeschlechtlich bestimmte Welt immer noch beherrschen. Doch Geschlecht ist kein großer Gleichmacher. Wäre das so, hätten wir knapp 3,74 Milliarden gleiche Frauen und 3,81 Milliarden identische Männer auf dem Planeten.

Genauso überflüssig wie unsinnig sind auch die anderen stereotypen Klischees, mit denen sich LSBTI* oft herumschlagen müssen. Und selbst, wenn die Klischees stimmen würden: Es gibt kein Recht auf Diskriminierung. Wegen nix und für niemanden.


Schwule sind keine richtigen Männer

Wenn man „Homophobie“ rückwärts buchstabiert, ergibt das „Eibohpomoh“ – das macht so viel Sinn wie Dein Vorurteil.

Lesben und Schwule sind Menschen – und Menschen sind vielfältig: Sie leben vielfältige Geschlechterrollen und geschlechtliche Identitäten. Aber das sind auch nicht alle Facetten, die uns Menschen als Individuen ausmachen. Dass man eben jene Orientierung oder Identität auf den ersten Blick erkennt, gehört ebenso in das Reich der Mythen wie die Aussage, es gebe keine schwulen Fußballspieler. Mit solchen Behauptungen wird wenig über die verschiedenen queeren Communities und viel über eigene überholte Geschlechterbilder verraten.

Und wer bestimmt eigentlich, was so ein richtiger Mann oder eine richtige Frau ist? Macht eine bestimmte Haarlänge weiblich oder eine bestimmte Muskulatur männlich? Die Vorstellungen, die zu dieser Frage herumgeistern, haben viel mit traditionellen Geschlechterrollen, aber wenig mit der Realität zu tun. Oftmals soll damit legitimiert werden, dass jemand was darf oder nicht darf, warum jemandem gleiche Rechte verwehrt bleiben.

So haben unsere Vorstellungen von Geschlecht, von Weiblichkeit und Männlichkeit immer noch viel Wirkkraft – auch für den Umgang mit Lesben und Schwulen: Je mehr sie den als richtig geltenden Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen desto eher bleiben sie im Alltag unbehelligt. Lesben, Schwulen und Trans*, denen man „es“ nicht ansieht, werden eher akzeptiert.

Wenn wir zum Beispiel an prominente und offen lesbisch lebende Frauen aus dem Fernsehen denken, dann gelten sie zwar als Paradebeispiel vermeintlicher Gleichberechtigung. Aber wären sie auch so erfolgreich, wenn sie mit ihrem Aussehen nicht den vorherrschenden Vorstellungen von Weiblichkeit oder der „richtigen Frau“ entsprechen würden? Das Gleiche trifft auf schwule Fußballer zu. Es ist kein Zufall, dass aktive Profi-Fußballer nicht über ihr Schwulsein offen sprechen können und wollen. Denn eine Fan- und Fußballkultur ist zutiefst mit eindeutigen Vorstellungen von Männlichkeit verbunden, die nicht kompatibel sind mit Homosexualität.

Homosexuellen- und Transfeindlichkeit sind eben auch Ausdruck zutiefst patriarchaler Muster, die unsere zweigeschlechtlich bestimmte Welt immer noch beherrschen. Doch Geschlecht ist kein großer Gleichmacher. Wäre das so, hätten wir knapp 3,74 Milliarden gleiche Frauen und 3,81 Milliarden identische Männer auf dem Planeten.

Genauso überflüssig wie unsinnig sind auch die anderen stereotypen Klischees, mit denen sich LSBTI* oft herumschlagen müssen. Und selbst, wenn die Klischees stimmen würden: Es gibt kein Recht auf Diskriminierung. Wegen nix und für niemanden.


Ein Kind braucht Vater und Mutter

Homo-Ehe? Adoptionsrecht für alle? Was kommt als nächstes? Das Recht jedes Menschen, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält?

Über viele Jahrzehnte haben Lesben und Schwule in Deutschland wie auf der ganzen Welt für ihre Rechte gekämpft – dazu gehören auch die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Seit Sommer 2017 scheint dieses Ziel einen großen Schritt näher: Bundestag und Bundesrat stimmten endlich dem „Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ zu, welches die Ehe komplett für Lesben und Schwule öffnet.

Bis dato gab es für sie nur die Möglichkeit, eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen (und das erst seit 2001): Nicht nur durch den Namen wurde hier eine deutliche Unterscheidung getroffen, welche suggerierte, dass die Liebe von gleichgeschlechtlichen Paaren weniger wert sei als die von heterosexuellen.

Hinzu kommt: Eingetragene Lebenspartner*innen dürfen ein Kind nicht gemeinsam adoptieren. Ein beliebtes „Argument“ gegen dieses Adoptionsrecht lautet, dass ein Kind Vater und Mutter brauche, um gut aufzuwachsen – was dieses Vorurteil für alleinerziehende Elternteile bedeutet, lässt man geflissentlich unter den Tisch fallen … Zudem würden gleichgeschlechtliche Eltern das Kindeswohl gefährden – untermauert wird diese Ansicht aber nicht. Stattdessen müssen wahlweise Bibelstellen, ein „diffuses Bauchgefühl“ oder Sigmund Freud herhalten.

Aber stimmt das denn? Weltweit ist diese Frage tatsächlich Gegenstand unterschiedlicher wissenschaftlicher Studien gewesen. So untersuchten etwa Forscher*innen der New Yorker Columbia Law School, ob sich Kinder mit schwulen oder lesbischen Eltern anders entwickeln als Kinder aus heterosexuellen Partnerschaften. Ergebnis ihrer Meta-Analyse: 72 Studien belegten, dass es keinen Unterschied gibt. Ähnlich lautet auch das Fazit einer niederländischen Studie, die noch ein weiteres Detail ergab: Viel wichtiger als die Lebensweise der Eltern ist die gesellschaftliche Akzeptanz der so genannten „Regenbogenfamilien“ für die Entwicklung der Kinder.

Mit anderen Worten: Werden Kinder gleichgeschlechtlicher Paare akzeptiert und respektiert, gibt es keinen Grund zur Sorge. Doch auch ohne wissenschaftliche Unterstützung dürfte klar sein, dass Kinder vor allem Liebe brauchen. Das sieht die Mehrheit in Deutschland übrigens auch so. Denn mehr als 75 Prozent finden es gut, dass es schwulen und lesbischen Paaren genauso wie heterosexuellen Paaren erlaubt ist, gemeinsam Kinder zu adoptieren.

Für viele Menschen mögen Ehe und Familie zu den essentiellen Bestandteilen unserer Gesellschaft gehören – gerade für sie sollte es doch dann umso begrüßenswerter sein, wenn eben auch LSBTI diese Lebensmodelle leben können.


Homosexualität verwirrt Kinder

Homosexualität verwirrt Kinder? Die lassen sich noch nicht einmal von über 800 verschiedenen Pokémons aus der Ruhe bringen ...

In der Reihe lesben- und schwulenfeindlicher Vorwürfe nehmen die Aussagen um Kinder einen ganz besonderen Stellenwert ein. Immer wieder werden Lesben und Schwule als Gefahr für Kinder und Jugendliche dämonisiert. Beliebt ist etwa die Aussage, eine zu frühe Konfrontation mit Schwulen oder Lesben würde Kinder verwirren oder gar homosexuell machen. Doch wie sollte es Kinder durcheinander bringen, wenn man ihnen etwas über Menschen erzählt, die sich lieben? Sofern sie noch keine homosexuellenfeindlichen Stereotype gelernt haben, werden sie ziemlich gelassen reagieren.

Ein Schlagwort, das in diesem Zusammenhang regelmäßig die Runde macht, heißt „Frühsexualisierung“: Dieser Vorwurf wird vor allem von Rechtspopulist*innen und christlich-fundamentalistischen Akteur*innen erhoben, die sich den Kampf gegen den angeblichen „Genderwahn“ und eine vermeintliche ideologisch motivierte Umerziehung von Kindern auf die Fahnen geschrieben haben.

Auf diese Weise wird der Versuch, die Lehr- und Bildungspläne an unsere heutige gesellschaftliche Realität anzupassen, diffamiert. Denn es geht hier nicht um Sexualisierung, sondern darum, Kinder über die Vielfalt partnerschaftlicher Beziehungen aufzuklären sowie Respekt und Akzeptanz für verschiedene sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten zu fördern. Für viele Kinder sind etwa gleichgeschlechtliche Paare ohnehin bereits Teil der eigenen Lebensrealität.


Muss ich jetzt Homos gut finden

Mist, jetzt ist der supergeheime Plan des weltweiten Regenbogen-Verschwörungszirkels aufgeflogen!

Hinter der vermeintlich harmlosen Frage, ob man jetzt „Homos“ gut finden müsse, steckt oft die Vorstellung, die an sich selbstverständliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen sei eine verordnete Zwangsmaßnahme, diktiert von angeblichen „Gutmenschen“, welche die Grundfeste der Gesellschaft aushebeln wollten. Klingt nach rhetorischen Wortmonstern? Aber genau aus denen setzt sich das Bullshit-Bingo zusammen, das sich Lesben und Schwule Tag für Tag anhören müssen.

Fakt ist: Niemand muss irgendjemanden „gut“ finden, darum geht es nicht. Vielmehr geht es um die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen – ohne Einschränkung, Punkt. In einer demokratischen Gesellschaft darf einfach kein Zweifel darüber bestehen, dass die Grundrechte für alle gelten, egal welcher sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.

Mit überbordender „Political Correctness“ (PC) oder „linker Meinungsdiktatur“ hat das übrigens nichts zu tun, auch wenn das die Buzz Words sind, die einem in der Diskussion häufig um die Ohren fliegen – gerne übrigens von Figuren aus der extrem rechten Szene, denn das Schwingen der PC-Keule ist dort eine beliebte Strategie, um Menschen mit ihren Diskriminierungserfahrungen zum Schweigen zu bringen.

Es sind allerdings beileibe nicht nur Rechtsextreme, die glauben, es gebe mittlerweile eine „Homo-Lobby“, welche die Schlagzeilen diktiere. Tatsächlich reden wir heutzutage mehr über die Rechte von LSBTI, Migrant*innen und Menschen of Color, deren Vertreter*innen oft jahrelang dafür gekämpft haben, zumindest endlich gehört zu werden und die Rechte, die für andere schon längst gelten, auch für sich einzufordern. Und das kann man durchaus gut finden.

Übrigens: Diejenigen, die sich beschweren, dass sie angeblich gezwungen werden sollen, Lesben und Schwule gut zu finden, sind in der Regel diejenigen, die sie weiterhin abwerten und schlecht finden wollen. Letztlich sollte es nicht gut oder schlecht, sondern egal sein, ob eine Person lesbisch oder schwul ist.


Homosexualität ist was aus dem Westen

Homosexualität ist was aus dem Westen. Und aus dem Osten, Süden und Norden.

Gleich- und trans*geschlechtliche Lebensweisen gab und gibt es überall: im Osten und Westen, Norden und Süden, gestern, heute und morgen. Das wird weltweit von LSBTI betont. So verweisen bestehende Begriffe in Lokalsprachen, die sich auf LSBTI* beziehen, auf die geschichtliche Tatsache, dass LSBTI* „immer Teil der afrikanischen Kultur waren und es auch weiterhin sein werden“ – wie Menschenrechtsaktivist Gift Trapence aus Ghana betont. Mal davon abgesehen, dass auch das, was unter Afrikanisch-Sein verstanden wird, schwer bis nicht zu definieren ist. Stéphane Koche aus Kamerun meint: „Viele unserer Mitglieder kennen den westlichen Lebensstil überhaupt nicht und haben ihre Homosexualität dennoch schon seit ihrer Kindheit empfunden.“ Laut Arsham Parsi von der exiliranischen Organisation IRQR ist nicht Homosexualität, sondern Homophobie ein westliches Konzept. „Wer sich mit der Geschichte auseinandersetzt, kann feststellen, dass sich in östlichen Kulturen viele Hinweise auf Homosexualität finden.“1

In vielen Ländern, wie z.B. Saudi-Arabien, Iran, Malaysia oder Russland, Indien oder Uganda gilt der öffentliche Diskurs über sexuelle Orientierungen als Provokation, als Ausdruck einer vermeintlich verderbten westlichen Moral. So bezeichnete der ehemalige indische Gesundheitsminister Ghulam Nabi Azad Homosexualität einmal als „westliche Krankheit“, für Irans obersten Religionsführer Ali Chamene’i ist sie die vom Westen geförderte „schlimmste Form moralischer Degeneration“ und Russlands Staatspräsident Wladimir Putin fordert, das Land von Schwulen und Lesben zu „reinigen“. Die Ablehnung oder Verfolgung von LSBTI* wird vor dem Hintergrund solcher Aussagen zur einfachsten Strategie, sich vom Westen abzugrenzen und die eigene moralische Überlegenheit zu propagieren. Umso mehr Unterstützung verdienen die LSBTI-Aktivist*innen vor Ort, die trotz offener Verfolgung und Gewalt für ihre Rechte kämpfen.

In einigen Ländern wurden derartige Vorurteile und bis heute bestehende Strafgesetze auch von den damaligen Kolonialmächten eingeführt. Dass Homosexualität dort heute als „westliche Dekadenz“ verstanden wird, ist dann vielmehr Teil des kolonialen Erbes: Überbleibsel der Viktorianischen, christlich begründeten Prüderie.

Doch Menschenrechte kennen keine Himmelsrichtung. Sexuelle und reproduktive Rechte gehören dazu: Alle Staaten haben entsprechende internationale Abkommen unterzeichnet. Die Akzeptanz von Menschen ist kein westlicher, sondern ein universeller Wert. Sie gelten für alle – das ist unverhandelbar.

Hirschfeld-Eddy-Stiftung (2011): Yogyakarta Plus. Menschenrechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle in der internationalen Praxis.
www.hirschfeld-eddy-stiftung.de/schriften/yogyakarta-plus/


Lesben, Schwule und Trans* sind unnormal

Lesben, Schwule und Trans* sind außergewöhnlich - wie alle Menschen!

Die Welt wäre so einfach, wenn wir uns alle aussuchen könnten, in wen wir uns verlieben, wen wir sexy oder attraktiv finden und wer uns den Kopf verdreht. Kein Liebeskummer mehr, keine Eifersucht und keine Scheidungen

Die sexuelle Orientierung kann nicht beeinflusst werden. Genauso wenig wie die Tatsache, mit welcher geschlechtlichen Identität man sich wohl fühlt. Was man aber ändern kann, ist der gesellschaftliche Umgang damit. Warum muss man sich überhaupt entscheiden, zuordnen, in Schubladen stecken lassen? Wir haben heutzutage in so vielem tausend Auswahlmöglichkeiten – nur bei so etwas elementarem wie unserer sexuellen Orientierung und geschlechtlicher Identität sollen wir uns alle in hübsch getrennte und übersichtliche Schächtelchen einsortieren.

Jede*r sollte frei wählen können, wie das eigene Leben geführt werden soll– und dazu gehört natürlich auch die Entscheidung darüber, mit wem man Sex haben möchte und mit wem nicht, mit wem man zusammenleben möchte und mit wem nicht, mit wem man eine Beziehung führen möchte und mit wem nicht.

Klingt nach einer Selbstverständlichkeit und dennoch ist es immer noch nicht einfach, sich als LSBTI in unserer vermeintlich offenen Welt zu behaupten. Denn vielerorts wird Homosexualität noch als krank angesehen, sind Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* das Ziel von Anfeindungen, Bedrohungen, (staatlicher) Verfolgung und blankem Hass.

Warum kämpfen dann Lesben, Schwule und Trans* gegen Gewalt und Verfolgung, um Anerkennung und Akzeptanz, wenn sie angeblich stattdessen einfach aufhören könnten, lesbisch, schwul oder trans* zu sein. Macht wenig Sinn, oder?

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Lesbischsein sucht man sich aus

Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt – wohl aber, ob man ein ignoranter Vollpfosten ist.

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Jede*r sollte frei wählen können, wie das eigene Leben geführt werden soll– und dazu gehört natürlich auch die Entscheidung darüber, mit wem man Sex haben möchte und mit wem nicht, mit wem man zusammenleben möchte und mit wem nicht, mit wem man eine Beziehung führen möchte und mit wem nicht.

Klingt nach einer Selbstverständlichkeit und dennoch ist es immer noch nicht einfach, sich als LSBTI in unserer vermeintlich offenen Welt zu behaupten. Denn vielerorts wird Homosexualität noch als krank angesehen, sind Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* das Ziel von Anfeindungen, Bedrohungen, (staatlicher) Verfolgung und blankem Hass.

Warum kämpfen dann Lesben, Schwule und Trans* gegen Gewalt und Verfolgung, um Anerkennung und Akzeptanz, wenn sie angeblich stattdessen einfach aufhören könnten, lesbisch, schwul oder trans* zu sein. Macht wenig Sinn, oder?